#hum12 - Folge 25: Prof. Dr. Anita Tisch

Arbeitswelt und Arbeitsschutz in der Digitalisierung

Die digitale Mittagspause des nordrhein-westfälischen Handwerks feiert Silbernes Jubiläum: Passend zur Webkonferenz drehte sich in der 25. Folge von #handwerkumzwölf diesmal alles um den Wandel der Arbeitswelt. Mit Prof. Dr. Anita Tisch, Fachbereichsleiterin in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund sowie Professorin für „Digitaler Wandel und Ethik“ an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, stand den Teilnehmern eine ausgewiesene Expertin Rede und Antwort.

Die digitale Transformation, so Prof. Tisch, gehe mit einer grundlegenden Veränderung von Geschäftsmodellen, Beschäftigungs- und Arbeitsverhältnissen einher. Die Sorge um die eigene Ersetzbarkeit und den Verlust des Arbeitsplatzes sei in vielen Fällen aber unbegründet: „Es werden sich in Zukunft mehr Berufsbilder verändern, als dass sie komplett verschwinden.“ Gerade weil die Digitalisierung in allen Bereichen immer wieder neue Lernanforderungen stelle, sei eine kontinuierliche Weiterqualifizierung der Mitarbeiter wichtiger denn je. Mit Blick auf das berufliche Bildungssystem müsse man absehbare Wandlungsprozesse frühzeitig mitdenken und in die Ausbildung integrieren. Das noch junge Berufsbild des Elektronikers für Gebäudesystemintegration sei dafür ein erfolgreiches Beispiel.

Für das Handwerk bietet die Digitalisierung laut Prof. Tisch große Chancen: „Automation, ergonomische Unterstützung durch Exoskelette & Co., Augmented Reality für das Training von Gefahrensituationen – die Potentiale physischer und kognitiver Assistenz sind schon heute immens.“ Natürlich habe die Transformation auch ihre Schattenseiten. Die Entgrenzung der Arbeitszeit durch ständige Erreichbarkeit, die Entwicklung einer Führungskultur in der digitalen Arbeitswelt oder die soziale Isolation im Home Office seien nur einige der Herausforderungen, vor denen Unternehmer und Mitarbeiter heute stünden. Prof. Tisch ist dennoch optimistisch: „Es gibt nicht schwarz oder weiß – die Arbeitswelt der Zukunft wird hybrid gestaltet sein. Dabei wird der Betrieb als sozialer und sinnstiftender Ort, an dem ich als Mitarbeiter Unterstützung erfahre, nicht aus unserer Lebenswirklichkeit verschwinden.“