NRW-Handwerk: Deutschland muss autarker werden
Dachorganisation mahnt in 16-Punkte-Papier mehr Diversifikation und Wettbewerb an
Die Dachorganisation des nordrhein-westfälischen Handwerks, HANDWERK.NRW, mahnt beim Bund eine Energie- und Rohstoff-Strategie an, die die heimische Wirtschaftsordnung
weniger erpressbar und gleichzeitig anpassungsfähiger und kreativer im Aufspüren und Umsetzen neuer Lösungen macht – auch im Hinblick auf den Klimaschutz.
Im Mittelpunkt des 16-Punkte-Forderungskatalogs der Landeshandwerksvertretung steht der Anspruch, die Energie- und Rohstoff-Abhängigkeit von unzuverlässigen Ländern „konsequent“ zu reduzieren und Liefer- und Wertschöpfungsketten zu diversifizieren. „Wir müssen lernen, uns auf solche Partner zu konzentrieren, die Handelsfreiheit und Rechtstaatlichkeit respektieren“, heißt es im Papier wörtlich.
Weiter fordert das Handwerk, für die notwendige Initiative zur Transformation in der Energieversorgung und -Nutzung stärker auf Wettbewerb zu setzen und nicht auf eine Ausdehnung des Öffentlichen Sektors etwa bei der Fernwärme oder Ladeinfrastruktur. Stattdessen seien die regulatorischen Rahmenbedingungen, namentlich die Planungs- und Genehmigungsverfahren, zu beschleunigen und zu entbürokratisieren. Die Energiebesteuerung, die bis dato rund 50 Prozent des Energiepreises ausmache, sei abzusenken und systematischer auszugestalten; eine Diskriminierung von Branchen und Sektoren – wie aktuell bei der zuungunsten von Handwerk und KMU ausgestalteten Gasumlage – sei auszuschließen. Förderstrukturen müssten einfach und verlässlich ausgelegt sein, die Fachkräfteversorgung mit zusätzlichen Impulsen gestärkt werden, so der Spitzenverband. Kritisch sieht das Handwerk eine eventuelle Rationierung der Energieversorgung aufgrund politischer Vorgaben.
Das Handwerk bringt in seinem Diskussionspapier auch eigene, konkrete Vorschläge zur Erhöhung der Schlagzahl bei der Energiewende in die Debatte ein. So könnten dezentrale Photovoltaikanlagen flächiger zur Versorgungsinfrastruktur beitragen, wenn die Einspeisung dieser Energie gesteuert werde und die Tragfähigkeit der Netze für erneuerbare Energie ausgebaut. Wichtig für mehr Klima-Investitionen ins Gebäude aus Handwerkssicht sei überdies, die restriktiven Abstandsregeln für Wärmepumpen im Außenbereich und für PV-Anlagen auf den Prüfstand zu stellen. Die Dachorganisation bekräftigt außerdem die vor drei Wochen mit Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur geknüpfte Vereinbarung, wonach niederschwellige Beratungs- und Informationsangebote bei Einsatzterminen in Gebäuden verstärkt würden.
Hintergrund des Vorstoßes aus dem Handwerkssektor: Viele Handwerksbetriebe spüren derzeit hautnah, welche massiven Auswirkungen gestiegene Energiepreise und wachsende Versorgungsrisiken auf sie haben. Zugleich sind sie in vielen Marktfeldern kompetent darin, Maßnahmen und Investitionen für mehr Energieeffizienz und mehr Ressourcenschonung zu ermöglichen, auf die es nun ankommt. Die deutlich gesteigerte Nachfrage in diesen Marktfeldern stellt für das Handwerk allerdings eine große Herausforderung dar.