#hum12 - Folge 26: Jochen Metzger

4. August 2023

#hum12 - Folge 26: Jochen Metzger

Aktuelle Herausforderungen für Konjunktur und Geldpolitik

Wie steht es um den Wirtschaftsstandort Deutschland? Wie wird es mit der Inflation weitergehen? Und was kann die Politik jetzt tun, um Wachstum und Wohlstand zu sichern? Über diese spannenden Fragen diskutierte HANDWERK.NRW-Präsident Andreas Ehlert in der 26. Folge von #handwerkumzwölf mit Jochen Metzger, dem Präsidenten der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Nordrhein-Westfalen.

„Die Stimmungsindikatoren signalisieren ein Abwärtsrisiko“, stellte der Zentralbanker gleich zu Beginn seiner Ausführungen fest. Die Industrie sei weiter durch hohe Energiepreise belastet. Das habe vor allem auf den Wirtschaftsstandort NRW mit seinen besonders energieintensiven Branchen Auswirkungen: So bleibe NRW in der Entwicklung seiner Industrieproduktion seit Anfang 2022 deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt zurück. Auch die Investitionsquote bewege sich seit Jahren unter dem Niveau des Bundes. Darüber hinaus sei die für das Handwerk bedeutende Bauwirtschaft durch Materialengpässe, steigende Kosten und Zinsen deutlich gedrückt. 

Gleichzeitig bleibe der Inflationsdruck hartnäckig hoch: „Der Kampf um die Preisstabilität ist noch nicht gewonnen.“ Ein Erreichen des Zielwertes von 2 Prozent sei vor 2025 kaum wahrscheinlich. Metzger warnte jedoch davor, sich an die Inflation zu gewöhnen. Es dürfe jetzt keine Pause bei der Leitzinserhöhung geben: „Die Zentralbanker müssen dickes Fell beweisen.“ Schließlich gebe die Konjunkturprognose der Bundesbank auch Anlass zur Hoffnung: Für 2024 und 2025 sei aufgrund des anziehenden Exports und steigender Reallöhne mit einem mäßigen Wirtschaftswachstum zu rechnen.

Damit Deutschland sein Produktionspotenzial erhöhen und die großen Transformationsaufgaben erfolgreich bewältigen könne, bedarf es nach Ansicht des Bundesbankers einer Renaissance der Angebotspolitik. Dazu gehörten u. a. eine entschlackte und effizientere Bürokratie, eine ambitionierte CO2-Bepreisung statt immer neuer Ge- und Verbote und eine Investitionsoffensive für Mittelstand, Bildung und Forschung. Das komme auch dem Handwerk als „Herzstück unserer Volkswirtschaft“ zugute, so Metzger.