#hum12 - Folge 44: Knut Giesler
Was wird aus dem Industriestandort Nordrhein-Westfalen?
Die Industrie in Deutschland steht unter Druck: Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, zu viel Bürokratie und die Folgen einer erratischen US-Handelspolitik bedrohen zunehmend Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. Was bedeutet das für Nordrhein-Westfalen und die vielen mittelständischen Unternehmen, die hier in industrielle Wertschöpfungsketten eingebunden sind? Darüber diskutierte HANDWERK.NRW-Präsident Andreas Ehlert mit dem Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler.
Zu Beginn gab Giesler einen Überblick über die Entwicklung der Beschäftigen- und Produktionszahlen der NRW-Industrie in den letzten Jahren. Diese zeigten deutlich, dass seit der Corona-Krise und dem Energiepreisschock infolge des russischen Angriffskriegs keine vollständige Erholung eingetreten sei. Aus Sicht der Gewerkschaft, die in Nordrhein-Westfalen rund 470.000 Mitglieder zählt, brauche es deshalb eine aktive Industriepolitik mit Investitionen in grüne Leitmärkte und Entlastung bei Strompreisen und Bürokratie. Gerade bei den Energiekosten habe es die neue Bundesregierung selbst in der Hand, schnell ermutigende Signale zu setzen – auch für energieintensive Betriebe im Handwerk.
Giesler sieht aber auch die Unternehmen in der Pflicht: „Wer öffentliche Gelder erhält, muss sich zu Standort und Beschäftigten bekennen.“ Angesichts der aktuellen Debatten über eine Erhöhung des Mindestlohns sowie über Tariftreuegesetze auf Bundes- und Landesebene stellte er fest, dass sich der Staat umso stärker aus der Arbeit der Sozialpartner zurückziehen könne, je ausgeprägter die formelle Tarifbindung sei.
