#hum12 - Folge 41: PD Dr. Thomas Petersen

Die gesellschaftliche Aufgabe der Umfrageforschung
Wer geht aus der Bundestagswahl als Sieger hervor? Welche Koalitionen haben eine Mehrheit? Und wer schafft am Ende den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde? Mit Spannung verfolgt die Öffentlichkeit in diesen Tagen die Wahlumfragen der Meinungsforschungsinstitute. Über die aktuelle Stimmung und die Bedeutung der Umfrageforschung für Demokratie und Gesellschaft diskutierten HANDWERK.NRW-Präsident Andreas Ehlert und Gäste mit Dr. Thomas Petersen, Projektleiter am Institut für Demoskopie Allensbach.
„Der gesunde Menschenverstand taugt in der Sozialwissenschaft nichts“, stellte Dr. Petersen gleich zu Beginn des einstündigen Talks fest. Während Politik und Medien mitunter suggerierten, ein Gespür für gesellschaftliche Stimmungen zu haben, verfüge die Umfrageforschung über ein wissenschaftlich erprobtes Instrument, aus dem das Volk selbst spreche – und das gerade deshalb sehr verlässlich sei. Dies gelte auch in der Retrospektive. Während historische Quellen aufgrund ihrer Subjektivität in die Irre führen könnten, schaffe die Umfrageforschung Transparenz über tatsächliche Stimmungen. Die Arbeit der Meinungsforscher sei somit auch für die Nachwelt von großer Bedeutung.
Stellung bezog Dr. Petersen auch dazu, inwiefern Umfragen selbst Wahrnehmung und Wahlverhalten beeinflussen. So werde die soziale Erwünschtheit bei Wahlumfragen durch verschiedene Methoden, beispielsweise Rückerinnerungsfragen („Welche Partei haben Sie bei der letzten Bundestagswahl gewählt?“), kontrolliert. Den Bandwagon-Effekt, wonach Menschen dazu neigten, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen und deshalb eher Parteien mit starken Umfrageergebnissen wählen würden, schätzt Dr. Petersen aber als gering ein. Meinungsforscher seien „keine Werbeleute und keine Propagandisten“, sie bildeten Meinungen lediglich ab.
Und wie blickt der Demoskop auf die bevorstehende Bundestagswahl? Zu den neuesten Umfrageergebnissen von Allensbach dürfe er noch nichts sagen, aber so viel sei sicher: „Es ist viel Bewegung im Spiel – gerade bei den kleineren Parteien um die Fünf-Prozent-Hürde.“