#hum12 - Folge 33: Prof. Dr. Michael Rath
Welche Chancen bietet die Geothermie?
Die Dekarbonisierung des Gebäudesektors ist eine der drängendsten Zukunftsaufgaben, vor denen Kommunen, Verbraucher und Handwerk derzeit stehen. Zur erfolgreichen Wärmewende soll auch die Erdwärme einen Beitrag leisten, wie die nordrhein-westfälische Landesregierung mit ihrem „Masterplan Geothermie“ erst kürzlich bekräftigt hat. Welche Chancen bietet also die Geothermie für die Wärmeversorgung zwischen Münsterland und Eifel? Mit welchen Herausforderungen ist sie verbunden? Und wie realistisch ist das erklärte Ziel der Landesregierung, bis 2045 20 Prozent des Wärmebedarfs mit Erdwärme zu decken?
Darüber diskutierte <link wer-wir-sind geschaeftsstelle andreasehlert>Andreas Ehlert, Präsident von HANDWERK.NRW, mit Prof. Dr. Michael Rath, Professor für Gebäudetechnik an der Hochschule Bochum und in leitender Funktion an der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie tätig. „Ohne Geothermie wird die Wärmewende nicht gelingen“, war die zentrale Botschaft, die der Gast an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer richtete. Während Wasserstoff als weiterer Energieträger der Zukunft für Industriezweige mit hohem Nutzwärmebedarf (Chemie, Metall) benötigt werde, könne vor allem die oberflächennahe Geothermie einen wichtigen Beitrag zur Wärmeversorgung von Bestandsgebäuden leisten. Gegenüber Luft-Wärmepumpen wiesen Erdwärmepumpen zudem eine höhere Jahresarbeitszahl nach, mit der die Effizienz eines Heizsystems über ein Jahr beschrieben wird.
Oberflächennahe Geothermie eigne sich außerdem zur Kühlung von Räumen und könne eine bedeutende Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel spielen. „Insgesamt ist die Geothermie ein Garant für Versorgungssicherheit und stabile Energiepreise“, so Prof. Rath. Entsprechend positiv bewertete der Experte den Masterplan der Landesregierung, der eine finanzielle Absicherung des Fündigkeitsrisikos bei der Erschließung geothermischer Reservoirs vorsehe. Eine große Herausforderung bleibe jedoch der Fachkräftemangel bei Genehmigungsbehörden, im Bohrgewerbe und im Handwerk. Die Fraunhofer-Einrichtung unterstütze hier bereits mit Weiterbildungsangeboten und könne sich zukünftig eine engere Partnerschaft mit dem Handwerk vorstellen. Denn eines steht aus Sicht des Experten fest: „Geothermie ist keine Eintagsfliege.“