#hum12 - Folge 31: Jochen Ott MdL
Bildungskatastrophe abwenden – Fachkräfte sichern
Wie ist es um die Bildung im bevölkerungsreichsten Bundesland derzeit bestellt? Und wie können wir unser Bildungssystem fit für die Zukunft machen? Darüber sprach HANDWERK.NRW-Präsident <link wer-wir-sind geschaeftsstelle andreasehlert>Andreas Ehlert in der 31. Folge von #handwerkumzwölf mit Jochen Ott, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im nordrhein-westfälischen Landtag.
„NRW steckt in der Bildungskatastrophe“, lautete das Urteil des Bildungsexperten Ott, der selbst lange Jahre als Lehrer an einer Brühler Gesamtschule unterrichtet hat. Eine Trendwende beim Lehrkräftemangel sei vor 2033 nicht zu erwarten und betreffe gerade den zukunftsträchtigen MINT-Bereich in massiver Weise. Die jüngsten PISA-Ergebnisse hätten zudem gezeigt, dass zu viele Jugendliche die Mindestanforderungen in Mathe, Lesen und Naturwissenschaften verfehlten – rund 20 % eines Jahrgangs seien dadurch kaum ausbildungsfähig. Gerade sozial-benachteiligte Schülerinnen und Schüler schnitten im Vergleich zu ihren sozial-privilegierten Mitschülern deutlich schlechter ab. In Sachen Chancengleichheit liege Deutschland damit unter dem OECD-Durchschnitt.
Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, denen sich das Bildungssystem gegenübergestellt sieht, fordert Ott, das System grundlegend zu verändern: „Wir brauchen Arbeitszeitmodelle für Lehrerinnen und Lehrer, die modernen Anforderungen gerecht werden. Und wir brauchen eine Entlastung der Lehrkräfte durch mehr Schulsozialarbeiter.“ Statt Lehrkräfte und Schüler durch ständigen Leistungsdruck zu überfordern, müssten Lehrpläne entschlackt und den Lehrkräften wieder mehr Freiraum gegeben werden, um ihre Schüler im Sinne des humboldtschen Bildungsideals zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten auszubilden.
Mehr Freiraum in der Unterrichtsgestaltung böte auch die Chance, mehr haptisches Lernen in den Schulalltag zu integrieren, denn Ott ist sich sicher: „Kinder und Jugendliche sind begeisterungsfähig fürs Handwerk!“ Eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung erfordere darüber hinaus, die Werkstattlehrer an den Berufskollegs ihren Kollegen mit Universitätsabschluss gleichzustellen. Ott appellierte in dieser Frage an das Schulministerium, seine langjährige Blockadehaltung endlich aufzugeben.