Früherer „Wirtschaftsweiser“ Lars. P. Feld mit Europäischem Handwerkspreis ausgezeichnet
In Würdigung wissenschaftlicher Beiträge des Ordnungsökonomen und Direktors des Walter Eucken Instituts zur Finanzverfassung und zur Geldpolitik:
Früherer „Wirtschaftsweiser“ Lars. P. Feld mit Europäischem Handwerkspreis ausgezeichnet
Professor Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld ist Träger des Europäischen Handwerkspreises 2022. Der Ordnungsökonom und Direktor des Walter Eucken Instituts (Freiburg) erhielt die Auszeichnung am Freitag in Köln durch die nordrhein-westfälischen Handwerksorganisationen, vertreten durch die Dachorganisation HANDWERK.NRW und die Handwerkskammer zu Köln. Die Landeshandwerksvertretung Nordrhein-Westfalens verlieh den mit einer Glasskulptur (Kreation: Glasfachschule Rheinbach) und 10.000 Euro Preisgeld verbundenen Preis in Anerkennung von Felds herausragender Rolle als Wissenschaftler und Politikberater in der Tradition der für die Soziale Marktwirtschaft konstitutiven „Freiburger Schule“.
Der Sprecher des Kronberger Kreises der „Stiftung Marktwirtschaft und vormalige Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gilt als einer der geistigen Väter der „Schuldenbremse“, die 2009 im Grundgesetz verankert wurde – in einer kritischen Situation, als durch die Finanzmarktkrise die Welt und die öffentlichen Finanzen in Unordnung geraten waren. Felds Impulse zur Reform von Finanz- und Wirtschaftspolitik sowie zum Föderalismus zielten „klar auf eine Stärkung des Verantwortungsprinzips ab,“ betonte der Präsident der Landeshandwerksvertretung HANDWERK.NRW, Andreas Ehlert, in seiner Laudatio: „Sie haben wiederholt angemahnt, dass die Verantwortung der politischen Ebenen geklärt sein muss. Andernfalls erodierten Vertrauen in Personen, Parteien und womöglich in die politische und wirtschaftliche Ordnung an sich.“ Feld plädiere dafür, in der Demokratie die Kosten der Staatsverschuldung nicht aus dem Auge zu verlieren. Denn: „Wie sichern wir, dass der Staat nicht auf Kosten künftiger Generationen wirtschaftet?“ Es brauche „Regeln, die immer wieder auf den Pfad der Konsolidierung zurückzwingen“, fasste Ehlert diesen Schwerpunkt im wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse Felds zusammen.
Dem marktwirtschaftlichen Ordnungsdenken, das Feld „wie kaum ein anderer“ verkörpere, entspreche auch sein Rat, dass Lösungen zur Bewältigung der Klimaschutzherausforderung nur durch Innovationen im Entdeckungsverfahren des Wettbewerbs und nicht durch staatliche Vorgaben gefunden werden könnten. Ehlert würdigte abschließend die Beiträge des Wirtschaftsforschers zur Weiterentwicklung des Instrumentariums der Geldpolitik und für eine Erneuerung der Finanzverfassung der Europäischen Union.
Gruß- und anerkennende Worte vor 100 geladenen Gästen im Historischen Rathaus der Rheinmetropole hatten zuvor die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln Henriette Reker, der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski und der Präsident der Handwerkskammer Köln und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Hans Peter Wollseifer gesprochen.
Reker betonte, Lars Feld werbe „entschieden dafür, die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft, die Deutschland erfolgreich machen, auf die europäische Ebene zu übertragen“, und lobte den Preisträger als einen „Streiter für das Vertrauen in die demokratische Wirtschaftsordnung und in die Kräfte des Marktes in fairer und freier Ordnung.“
Liminski wertachtete den Ökonomen und ehemaligen Wirtschaftsweisen als „eine der wichtigsten Stimmen für eine verantwortungsvolle Finanzpolitik und für einen starken Föderalismus.“ „In einer Zeit, in der wir uns als Politik mit einer Gleichzeitigkeit verschiedener Krisen konfrontiert sehen, brauchen wir Experten mit einem klaren ordnungspolitischen Kompass wie Lars Feld,“ so der Staatsminister. Lars Feld habe sich „um unser Land, unsere Wirtschaft und in besonderer Weise um das Handwerk und den Mittelstand verdient gemacht“.
Wollseifer stellte in seiner Glückwunschansprache unter anderem die wiederholten Anstöße des Preisträgers zu forcierter Digitalisierung der Wirtschaft heraus: Prof. Feld ermutige „die Unternehmen, den passenden Übergang in digitalisierte Strukturen zu finden.“
Der Preisträger bestätigte in seiner Dankesreplik, eine „klare Zuordnung von Verantwortung“ sei „essentiell für den europäischen Einigungsprozess. Insbesondere die Architektur der Europäischen Währungsunion muss darauf ausgerichtet sein. Diese sieht zu Recht die Verantwortung der Mitgliedstaaten für ihre Finanz-, Arbeits-markt- und Sozialpolitik vor,“ sagte Feld, und zog eine konkrete Schlussfolgerung für das „in der Not der Corona-Pandemie entstandene“ Programm Next Generation EU: Es „sollte temporär bleiben und nicht dauerhaft eingerichtet werden.“
Lars Feld ist der einundzwanzigste Träger des mit 10.000 Euro dotierten Europäischen Handwerkspreises. Die Auszeichnung wird in zweijährlichem Rhythmus von der Landeshandwerksvertretung Nordrhein-Westfalens verliehen. Einmal mehr war die Stadt Köln Kooperationspartner und Ausrichter der Preisverleihung. Träger des "Europäischen Handwerkspreises" in der Vergangenheit waren unter anderen Karl Kardinal Lehmann, Prof. Richard Sennett, Prof. Roman Herzog, Helmut Kohl, Karel van Miert, Leo Tindemans, Jean-Claude Juncker, Johannes Rau und Joachim Gauck.