"Beste Ausbildungschancen für alle Schulabgänger!"
Ob mit Abitur, Fachoberschulreife oder Hauptschulabschluss: Wir brauchen alle Talente, so der Präsident von HANDWERK.NRW
Das NRW-Handwerk weist für den eigenen Wirtschaftsbereich entschieden zurück, dass sich das betriebliche Ausbildungsangebot für Haupt- und Realschulabgänger verschlechtert habe. Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie hatte die Ausbildungschancen von Jugendlichen, die höchstens einen mittleren Schulabschluss haben, als vermindert dargestellt. Das Handwerk suche im Gegenteil mit großem Nachdruck Nachwuchs und habe seine Anstrengungen angesichts des zugespitzten Fachkräfteengpass weiter verstärkt. „Der Bedarf an Ausbildungswilligen jedweder Vorqualifikation ist im Handwerk aktuell riesig,“ betonte Andreas Ehlert.
Ehlert freue sich zwar über eine wachsende Anzahl an Abiturienten unter den neuen Auszubildenden im Handwerk. Aber auch Schulabgänger, die nach der 10. Klasse einer Haupt-, Real- oder Gesamtschule ins Berufsleben starten wollen, seien „im Handwerk herzlich willkommen. Dass verstärkt junge Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen auch im Handwerk eine berufliche Chance suchen, ist gut und notwendig, aber eben empirisch auch zwangsläufig.“ Denn: „Schulabgänger mit Hochschulreife sind nun mal die mit Abstand größte Kohorte auf der Nachfrageseite der beruflichen Qualifizierungsmärkte“, so Ehlert. Dies betreffe im Übrigen verstärkt auch sog. Studienzweifler, die sich nach einigen Semestern an einer Hochschule doch für eine betriebliche Ausbildung entscheiden.
Der Zuwachs bei Lehrlingen mit höherem Schulabschluss bedeute aber „ausdrücklich nicht, dass im Gegenzug Schulabgänger ohne Abitur im Handwerk verschlechterte Ausbildungschancen“ vorfänden. Ehlert: „Wir freuen uns auf jede einzelne Bewerberin und jeden einzelnen Bewerber, egal mit welchem Bildungshintergrund! Im Handwerk gilt nach wie vor: Es zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill!“
„Es ist ein Irrweg, wenn man den Erfolg der Bildungspolitik allein an der Abiturientenquote festmacht. Nordrhein-Westfalen leistet sich seit Jahrzehnten zu niedrige Bildungsausgaben, zu schlechte Betreuungsrelationen, zu viel Unterrichtsausfall und zu große Kompetenzdefizite bei Schulabgängern – und nicht zuletzt eine Unterschätzung der Karriereoptionen in der beruflichen Bildung“, hob Ehlert hervor. „Wir brauchen eine substantielle Qualitätsoffensive in der schulischen und in der beruflichen Bildung, aber keine Inflation der Abschlüsse.“