Es geht um die Qualität der beruflichen Bildung
Ingrid Lohmar-Micklin, Metallbauermeisterin und
Alternierende Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses der Handwerkskammer zu Köln
Frau Lohmar, eine Frau als Metallbauermeisterin und Obermeisterin der Innung für Metalltechnik Köln – das entspricht nicht den gängigen Erwartungen. Wie geht das zusammen?
Man verbindet diesen Beruf mit schwerer körperlicher Arbeit, das ist wahr. Ich habe noch das Schmieden gelernt und ich sage heute noch, dass das der schönste Teil meines Berufes ist. Allerdings hat sich vieles gewandelt: die Gesellschaft, die Bauweise, die Verbrauchergewohnheiten. Die Themen in meinem Unternehmen sind heute Instandhaltung, Einbruchsicherung, Treppen- und Balkongeländer, Kellertüren usw. Das ist immer noch mit körperlicher Arbeit verbunden, aber nicht in dem Ausmaß, wie man sich das vielleicht vorstellt. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass dieser Beruf für Frauen eine Herausforderung ist.
Die Antwort darauf, wie man diese Herausforderung besteht, ist: Man muss gut ausgebildet sein. Eine gute Ausbildung ist die Grundlage, auf der man in die Leitung eines Unternehmens aufsteigen kann. Dann geht es mehr um unternehmerische Tätigkeit und Verantwortung. In einem Handwerksunternehmen muss man wissen, wie es geht, wie man eine Arbeit fachkundig ausführt, man muss mit wachsender Verantwortung aber nicht jede Arbeit selber ausführen; dazu fehlt dann die Zeit.
Frauen sollten Verantwortung übernehmen
Ich rate deshalb jungen Frauen, die sich für einen gewerblich-technischen Beruf interessieren, sich anzustrengen und auf eine gute Ausbildung wert zu legen. Das fängt bei einem guten Schulabschluss an und muss beim Meister nicht aufhören. Gerade als Frau in einem gewerblich-technischen Beruf sollte man nach der Übernahme von Verantwortung bewusst streben. Das ist meine Überzeugung.
Sie sind als Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses bei der Handwerkskammer zu Köln...
... als alternierende Vorsitzende, wenn ich unterbrechen darf. Der Berufsbildungsausschuss besteht aus einem Drittel Arbeitnehmer-, einem Drittel Arbeitgebervertretern und einem Drittel Vertretern der Berufsschulen, die allerdings nicht stimmberechtigt sind. Der Vorsitz wechselt von Zeit zu Zeit zwischen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite.
Gut. Womit befasst sich der Berufsbildungsausschuss?
Letzten Endes geht es darum, die Qualität der beruflichen Bildung im Handwerk zu sichern und zu entwickeln. Alles was mit Vorschriften über Ausbildung, Fortbildung und Umschulung zusammenhängt, muss durch den Berufsbildungsausschuss. Vor der Beschlussfassung in der Vollversammlung der Handwerkskammer geben wir ein Votum ab, an dass sich die Vollversammlung in aller Regel hält.
Praktisch ist es oft so, dass uns die Verwaltung der Handwerkskammer Verordnungen, Richtlinien usw. „aus Berlin“ vorlegt, die im Bezirk der Handwerkskammer umgesetzt werden sollen. Ich sehe den Berufsbildungsausschuss als eine Art Filter, den neue Verordnungen erst einmal passieren müssen. Was im Bezirk Köln in der beruflichen Bildung geschieht, geschieht nicht einfach nur, weil der Gesetzgeber und die Verwaltung es so wollen; wir hinterfragen das. Für mich ist das der Sinn der Selbstverwaltung. Es wird nicht einfach alles 1:1 von oben nach unten durchgereicht und umgesetzt; wir, also die fachlich qualifizierten Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Berufsschullehrer haben das im Blick und achten darauf, dass es letzten Endes die Qualität der beruflichen Bildung fördert.