Europäischer Handwerkspreis

Hohe Auszeichnung für Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio

Europäischer Handwerkspreis

Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio ist am Freitag im Historischen Rathaus in Köln mit dem Europäischen Handwerkspreis geehrt worden. Die Auszeichnung wird seit 30 Jahren vom Nordrhein-Westfälischen Handwerkstag (NWHT) verliehen.

NRW-Handwerk würdigt Eintreten für Freiheit und Subsidiarität mit dem Europäischen Handwerkspreis

Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio (62) ist am Freitag im Historischen Rathaus in Köln mit dem Europäischen Handwerkspreis geehrt worden. Die Auszeichnung wird seit 30 Jahren vom Nordrhein-Westfälischen Handwerkstag (NWHT) verliehen. NWHT-Präsident Andreas Ehlert würdigte in seiner Laudatio di Fabios unermüdliches Eintreten für die Prinzipien der Freiheit und der Subsidiarität. Seit seinem Ausscheiden aus dem Kollegium des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2011 mahne und werbe der Rechts- und Sozialwissenschaftler "vernehmlich, streitbar und mit starker Resonanz" für einen sinnvollen, das Individuum wie das Gemeinwesen gleichermaßen ertüchtigenden Gebrauch des Gutes "Freiheit" - im aristotelischen Sinne der Selbstsorge um Bildung und Bindung - und für eine subsidiäre Kompetenzordnung, in der die Verantwortung des Einzelnen gegenüber dem Staat, und der dezentralen politischen Ebene gegenüber einer "Supergemeinschaft" wie der Europäischen Union wirksam zur Geltung komme.

Dieses Ringen um Interessensausgleich, um Maß und Mitte in Politik, Recht und Wirtschaft habe Di Fabio immer wieder zur Auseinandersetzung mit den konstitutiven Bedingungen unserer Sozialen Marktordnung und der europäischen Integration herausgefordert. Ehlert: "Die Kardinalfrage, die Di Fabio umtreibt, lautet: Wieviel Staat und wieviel europäische Regulation brauchen wir?" Nicht ohne Grund habe der - so Ehlert - "Gestaltende Gesellschafts-Wissenschaftler" Di Fabio dabei die Nähe zum Handwerk gesucht und gefunden, betonte Ehlert. Denn das Handwerk sei für Di Fabio "tragender Teil der bürgerlichen Mitte einer offenen Gesellschaft, sei Rückgrat der Republik, dessen Verantwortungsgefühl, Mut zur Familien- und Unternehmensgründung und Willen für sich selbst und für die Zukunft zu sorgen, vom Staat nicht verordnet, sehr wohl aber geschwächt werden könne", zitierte Ehlert aus einem Vortrag des Geehrten auf dem Dreikönigstreffen des NRW-Handwerks im Januar 2007.

In diesem Kontext habe Di Fabio auch immer wieder zu aktuellen Herausforderungen des verfassten Europa pointiert Stellung bezogen, so zu Webfehlern der Währungsunion, zur Euro- und Verschuldungskrise und zum von der EU-Kommission favorisierten Konzept einer einheitlichen Wirtschaftsregierung für Europa. Beispielhaft habe Di Fabio im Rahmen eines großen Europa-Symposiums des Handwerks noch in diesem Frühjahr in Düsseldorf einem fairen Interessenausgleich und besserer europäischer Koordinierung "statt Brüsseler Zentralismus" das Wort geredet: Denn die Vergemeinschaftung von Haftung und Risiken sei für den Zusammenhalt der Europäischen Union "gefährlich", gab Ehlert den Verfassungsjuristen wider. Stattdessen solle das Prinzip der staatlichen Eigenverantwortung für die Solidität der eigenen Haushaltswirtschaft und für die Grundlagen einer Wettbewerbswirtschaft nicht eingeschränkt, sondern verstärkt werden. Bereits vier Jahre zuvor habe Di Fabio im Rahmen einer anderen Ehrung vor Vertretern von Handwerk und Mittelstand zur Verschärfung der Kontrolle zur Einhaltung der Stabilitätskriterien aufgerufen und der EU ins Stammbuch geschrieben: "Jede Gemeinschaft leistet etwas, sie ist aber auch immer eine Gefahr für den einzelnen und seine Freiheit."

Kölns Oberbürgermeisterin und der Landeswirtschaftsminister zollten den Debattenbeiträgen des Preisträgers zu sozialethischen Voraussetzungen für Zusammenhalt Anerkennung. Dieser analysiere "pointiert die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und die Perspektiven einer gerechten Ordnung persönlicher Selbstentfaltung. Dabei stellt er unser eigenes Handeln immer wieder in Frage und appelliert an unsere eigene Stärke und Wertevorstellung", befand Henriette Reker. Di Fabio stehe "so wie das Handwerk für traditionelle Werte wie Familie, Gemeinsinn und Leistungsbereitschaft ein. Wenn wir diese Werte hochhalten, bleibt die freiheitliche Gesellschaft lebendig", betonte seinerseits Garrelt Duin. Auch der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Hans Peter Wollseifer würdigte in einem Grußwort den "Citoyen und Europäer" Udo Di Fabio. Der Geehrte selbst legte in seiner Dankesreplik vor rund 200 geladenen Gästen im Hansasaal des Historischen Rathauses der Domstadt ein weiteres facettenreiches Bekenntnis zur wertegebundenen ökonomischen Ordnung der Sozialen Marktwirtschaft ab.

Der NWHT vergab den Europäischen Handwerkspreis zum achtzehnten Mal. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen. Zum dritten Mal war die Stadt Köln Kooperationspartner und Ausrichter der Preisverleihung. Träger des "Europäischen Handwerkspreises" in der Vergangenheit waren unter anderen Karl Kardinal Lehmann, Bundespräsident Prof. Roman Herzog, der verstorbenen Bundespräsident Johannes Rau, Bundeskanzler a. D. Helmut Kohl, Leo Tindemans, Jean-Claude Juncker, der Soziologe Richard Sennett sowie der Präses der Evangelischen Kirche Deutschlands a.D., Nikolaus Schneider.