Thomas Heimbach

Ohne Gesundheitshandwerke geht es nicht

Thomas Heimbach, Augenoptikermeister und Vorstandsvorsitzender des Augenoptikerverbandes NRW

Herr Heimbach, Sie sind Vorsitzender des Augenoptiker- und Optometristenverbandes NRW. Jeder hat eine Vorstellung von dem, was ein Augenoptiker tut, aber was haben wir uns unter „Optometrie“ vorzustellen?

Die Optometrie ist die Lehre von der Messung und Bewertung von Sehfunktionen. Optometristen (ZVA/HWK) sind Augenoptikermeisterinnen und –meister, die sich in einem ca. 300-stündigen Kurs aufbauend auf die Meisterprüfung das neueste Wissen über die Sehfunktion angeeignet und das durch eine dreitägige, staatliche Weiterbildungsprüfung belegt haben.

Für viele Menschen sind wir Augenoptiker und Optometristen der erste Anlaufpunkt bei Sehproblemen. Augenerkrankungen können schleichend verlaufen und zunächst ohne akute Beschwerden für den Betroffenen bleiben. Deshalb prüft der Optometrist, ob bei Sehproblemen eine Sehhilfen-Versorgung angezeigt ist oder zunächst eine Abklärung beim Augenarzt empfohlen werden muss. Der Fachausdruck dafür lautet „Screening“. Viele wissen gar nicht, dass sie ernsthaft erkrankt sind und durch die Erkrankung am Ende ihr Sehvermögen verlieren könnten.

Wir sehen da eine große Verantwortung gegenüber unseren Kunden. Die Stärkung der Augenoptikermeister im Bereich der Optometrie ist zwingend erforderlich, um künftig gerade im Hinblick auf den demographischen Wandel die Bevölkerung mit Sehhilfen zu versorgen und gleichzeitig hinsichtlich der Augengesundheit zu sensibilisieren. Die Gesundheitspolitik sollte das ganz klar auf dem Schirm haben. Ohne uns geht es nicht. Das gilt für alle Gesundheits-Handwerke.

Welchen Stellenwert hat die berufliche Bildung im Verband?

Einen zentralen. Die Gestaltung des Berufsbildes, die Schaffung zukunftsorientierter Rahmenbedingungen für die Aus- und Fortbildung, die Entwicklung und Sicherung hoher Qualitätsstandards in den Betrieben – das sind einige unserer Kernaufgaben. Aber auch das System der beruflichen Bildung muss sich weiterentwickeln. Praktische Lerneinheiten – zum Beispiel in Kliniken – werden für uns Gesundheitshandwerker künftig unverzichtbar sein. Der Verband beteiligt sich derzeit auch maßgeblich an der bundesweit einheitlichen Ausgestaltung der Meisterprüfung.

Qualität entscheidet

Letzten Endes bestimmt die Qualität unserer Arbeit über unsere Position in den Wertschöpfungsketten. Qualität wird nur über die Kenntnisse und Fertigkeiten der Person geschaffen. Auf der anderen Seite: Marktveränderungen haben auch Rückwirkungen auf die erforderlichen Qualifikationen.

Geben Sie uns bitte noch einen Einblick in Ihr Unternehmen.

Mein Unternehmen ist auf mittlerweile 16 Betriebe in NRW verteilt, überwiegend Augenoptikerbetriebe, aber auch zwei Hörgeräteakustiker-Betriebe. Insgesamt beschäftige ich 100 Mitarbeiter.

Welche Vorteile bringt Ihnen die Größe Ihres Unternehmens?

Der Augenoptiker muss vieles in einer Person sein: Techniker, Physiker, Handwerker, Psychologe, Modeberater, Kaufmann. Ich habe auf Grund der Größe meines Unternehmens die Möglichkeit, für bestimmte Funktionen Mitarbeiter zu haben, beispielsweise für den bei uns sehr wichtigen Bereich Marketing.